Vom 29. Januar bis 31. Januar haben sich 30 Homöopathie-Kritiker in Freiburg getroffen und ein Netzwerk gegründet. Zum „Informations-Netzwerk Homöopathie“ (so der offizielle Name) gehören inzwischen mehr als 50 Ärzte, Wissenschaftler, Biologen, Ingenieure und überhaupt Fachleute vieler Fachrichtungen. Da auch ich Mitglied in diesem Netzwerk bin, darf ich sagen: Wir sehen mit Sorge, dass die Homöopathie – 200 Jahre ohne Weiterentwicklung seit ihrer Erfindung durch Samuel Hahnemann – zunehmend Patienten in ihren Bann zieht und im schlimmsten Fall von einer rechtzeitigen und nachgewiesenermaßen wirksamen Therapie abhält. Es gibt auch noch viele andere Kritikpunkte an der Homöopathie – neben einer teuren und wirkungslosen Therapie wird beispielsweise bei Kindern die Hemmschwelle zum Pillenschlucken gesenkt und es werden oftmals Empfehlungen zum Impf-Verzicht ausgesprochen -, die in ihrer Gesamtheit an dieser Stelle nicht besprochen werden können.
Die Homöopathie wird von vielen als Alternative oder ergänzende komplementäre Therapie zur Medizin gewünscht – dabei wissen die meisten Anwender über die Homöopathie gar nicht Bescheid. Homöopathie wird mit Pflanzenheilkunde verwechselt, sie gilt als sanft und preiswert. Nichts davon ist wahr! Natürlich werden auch Pflanzen in der Homöopathie verwendet, aber auch unappetitliche Sachen wie Gifte (Arsen, Quecksilber, Polonium), biologische Substanzgemische (Hundescheiße, Pferdepisse, Eiter aus Eiterbeulen, zerdrückte Insekten) bis hin zu „verdünntem Vakuum“. Das Ähnlichkeitsprinzip der Homöopathie ist weitgehend unbekannt, dabei ist es eine der Säulen, auf denen die Homöopathie beruht (Ähnlichkeiten sind willkürlich und werden von unterschiedlichen Menschen unterschiedlich bewertet: hat ein großer Wagen Ähnlichkeit mit dem Sternbild „Großer Wagen“?). Die Ursubstanzen werden bis zum Verschwinden der Anteile verdünnt, was aber „potenzieren“ genannt wird, bloß weil man es nach einem 200 Jahre alten Ritual schüttelt: Es soll eine „geistartige Kraft“ im Wasser gespeichert werden – so sagt Samuel Hahnemann. Heute glauben auch Homöopathen nicht mehr an die „geistartige Kraft“ – aber alle alternativen Erklärungen wie „Informationen“, „Clusterbildung in Wasser“, „Biophotonen“ oder „Quanten“ sind ebenfalls nicht in der Lage, eine Wirkung der Kügelchen zu erklären. Die Begriffe mögen modern klingen – Wissenschaftler überzeugen können sie nicht; sie sind schlicht nicht definiert und widersprechen jedem Wissen von der Welt, das wir haben.
Wir Mediziner erkennen neidlos an, dass sich Homöopathen viel Zeit für Patienten nehmen und mit Empathie die Patienten begleiten. Leider werden die Patienten anschließend nicht korrekt behandelt, sondern mit wirkungslosen Zuckerkügelchen abgespeist. Zeit und Aufmerksamkeit haben Patienten verdient, Zuckerkügelchen nicht. Die berechtigte Kritik an der Unvollkommenheit der Medizin, so wie sie sich heute darstellt, macht jedoch die Homöopathie nicht wirksam. Daran ändern auch positive Erlebnisse mit der Homöopathie nichts. Niemand, der ein Homöopathikum eingenommen hat, hat nämlich die Chance zu erleben, wie sich seine Krankheit ohne die Homöopathie entwickelt hätte.
Die Physikerin Ute Parsch beschreibt in einer ihrer vielen Antworten an einen Kommentator folgende 4 einfache Fälle:
1. Ich nehme ein Homöopathikum und es geht mir besser.
2. Ich nehme ein Homöopathikum und es geht mir nicht besser.
3. Ich nehme kein Homöopathikum und es geht mir besser.
4. Ich nehme kein Homöopathikum und es geht mir nicht besser.
Wenn ich ein Homöopathikum genommen habe und es geht mir besser, dann gehöre ich zur Gruppe 1. Aber wenn die Verhältnisse in Gruppe 1 und 2 genauso sind wie die Verhältnisse in Gruppe 3 und 4, dann hat das Homöopathikum eben nicht geholfen und der Verordner ist kein Heiler, sondern ein Zuschauer, der sich unberechtigt eine Heilung zuschreibt. Einzelerfahrungen sind irreführend, weil jeder Einzelne nur in einer einzigen Gruppe sein kann. Nur Studien zur Wirksamkeit sind in der Lage, alle 4 Gruppen gleichzeitig im Blick zu haben. Gut gemachte Studien zur Wirksamkeit der Homöopathie zeigen genau das: Die „Heilungen“ nach Einnahme von Homöopathika sind nicht größer als die „Heilungen“ nach Einnahme von Placebos. Wer heilt, hat Recht – aber Homöopathika heilen eben nicht. Sie sind neutral und austauschbar: durch andere Kügelchen, durch Lebensmittel oder durch sonstige Rituale.
Aber jetzt gibt es endlich das „Informations-Netzwerk Homöopathie“, das sich „auf die Fahnen geschrieben hat“, umfassend über Homöopathie zu informieren. Und weil es neben positiven Erfahrungen – die überall von Homöopathen und ihren Anhängern kommuniziert werden – auch negative Erfahrungen mit der Homöopathie gibt, die aber weitgehend unbekannt sind, ist es ein Anliegen des Netzwerkes, Fälle zu sammeln und zu veröffentlichen, in denen die Homöopathie nicht nur nicht geholfen, sondern sogar geschadet hat.
Wer also Negativbeispiele zur Homöopathie kennt, möge mir bitte schreiben. Die Fälle werden anonymisiert und veröffentlicht, wobei die Quelle dem Netzwerk bekannt sein muss, aber nicht genannt wird. Bitte keine „erfundenen Geschichten“ beisteuern! Das Netzwerk ist seriös und wird nur überprüfbare Fälle veröffentlichen.
Sobald es wichtige Neuigkeiten gibt, wie z. B. informative Internetseiten, werde ich darüber berichten und Links einstellen.
Das in Freiburg gegründete „Informations-Netzwerk Homöopathie“ hat als wichtiges Dokument die Freiburger Erklärung erstellt. Die Erklärung kann auch online mit unterzeichnet werden.
Wenn Sie uns Ihre persönliche Misserfolgs-Erlebnisse mit der Homöopathie mitteilen wollen, können Sie uns direkt über das Kontaktformular erreichen. Ihre persönlichen Daten werden nicht veröffentlicht. – Die Kommentarfunktion zu diesem Beitrag ist jedoch inzwischen geschlossen.
Zur weiteren Information siehe nachfolgende Links:
INH Informationsnetzwerk Homöopathie
INH Homöopedia (quellenbasierte umfangreiche Artikel)
Artikel in der „Badischen Zeitung“
Artikel in der „FAZ“
Artikel in der „Welt“
Bei Interesse an der Homöopathie siehe auch:
Blog zu „In Sachen Homöopathie – Eine Beweisaufnahme“
Blog zu „Homöopathie neu gedacht“
GWUP – Blog Homöopathie
„Homöopathie in Kürze“
„Homöopathie ist Irrtum“
„Marburger Erklärung“
„Freiburger Erklärung“
Bücher zur Homöopathie gibt es auch:
„In Sachen Homöopathie – Eine Beweisaufnahme“ von Norbert Aust
„Homöopathie neu gedacht“ von Natalie Grams
„Die Homöopathie-Lüge“ von Christian Weymeyer und Nicole Heißmann
„Der Pillendreh“ von Edmund Berndt